Ein gesunder Boden mit gesunden Menschen

Das Angebot SAH Garten und Landwirtschaft des SAH Zentralschweiz bietet Personen eine sinnstiftende Tagesstruktur und Arbeitsintegration an. Auf rund 3’000 Quadratmetern mitten in Emmenbrücke wird in ökologischer Landwirtschaft Gemüse für über 50 Haushalte angebaut.

Eingebettet zwischen Wohnblöcken und Industriegebäuden in Emmenbrücke (LU) ist die Weberwiese eine grüne Oase. Es ist Freitagmorgen, Erntetag. Petra Köchli und ein Programmteilnehmer ziehen Karotten aus dem Boden. Weitere Personen ernten, was gerade reif ist: Buschbohnen, Schnittlauch, Tomaten oder Zwiebeln. Anschliessend wird das Gemüse für die Auslieferung vorbereitet, gewaschen, zugeschnitten und in Kisten gepackt.

«Wir haben lange nach einem solchen Ort gesucht», erzählt Petra Köchli. «Bis vor zwei Jahren hatten wir zwei Gärten, die in der Stadt in ziemlicher Distanz voneinander lagen, sowie einen Landwirtschaftsbetrieb an der Peripherie des Kantons. Doch die Verteilung auf zwei Standorte brachte viele organisatorische Hürden mit sich.» Dann zog Ladis Löliger, ebenfalls angestellt beim SAH Gartenprojekt, nach Emmenbrücke und entdeckte diese Wiese. Petra sagt: «Am liebsten hätten wir die ganze Wiese gehabt!» Doch die Gemeinde sei am Anfang skeptisch gewesen als das SAH bei ihr anfragte, ob man die Wiese zum Gemüsegarten umfunktionieren könne. Nach viel Überzeugungsarbeit und auch dank der Idee, einen Teil des Gartens für die Aneignung durch die Bevölkerung offen zu lassen, ist aus der einstmaligen Wiese ein florierender Gemüsegarten geworden.

Auch wenn der Garten mittlerweile in der zweiten Saison in Betrieb ist, gibt es immer noch viel Aufbauarbeit. Im Moment gehe es darum, einen fruchtbaren Boden aufzubauen. Er ist sehr sandig und steinig. «Wir wollen einen gesunden Boden und gesunde Menschen», so Petra. Daneben hat man eine kleine Infrastruktur auf die Beine gestellt. Auf Tutti hat das Team günstig einen Container gekauft. Darauf installiert sind Solarzellen, sie sind die einzige Stromquelle des SAH-Gartens. Auch eine Komposttoilette gehört zur Ausstattung, sie kann nach zwei Jahren dem Boden beigefügt werden.

Vom Samen bis zum Kochtopf

So gross wie die Vielfalt im Garten ist, so unterschiedlich sind die Profile der Programmteilnehmer*innen. «Wir erhalten hauptsächlich Zuweisungen vom Sozialamt und aus dem Asylbereich», erklärt Petra. Die Ziele, die dabei verfolgt werden, sind unterschiedlich. Bei einigen geht es um Aufbauarbeit, allein schon eine geregelte Tagestruktur sei wertvoll. Andere landen relativ bald einmal im ersten Arbeitsmarkt in der Landwirtschaft oder in einer anderen Branche. Damit das gelingt, erhalten alle Teilnehmer*innen neben der Arbeit im Garten auch ein Jobcoaching.

Die Dynamik in der Gruppe sei meistens sehr gut. «Wir haben eigentlich immer eine gute Stimmung hier!», sagt Petra. Das hängt nach Meinung von Ladis auch viel mit der sinnstiftenden Tätigkeit zusammen, die ein Gemüsegarten bietet: «Wir begleiten unsere Arbeit vom Samen bis zum fertigen Produkt, das ist in der heutigen Zeit überhaupt nicht mehr selbstverständlich. Man begleitet einen ganzen Produktionsprozess. Diese Vielfältigkeit findet man in keinem anderen Beruf, zudem ist man immer draussen.»

Eine Vielfalt, die am Schluss im Gemüsekorb der Abonnent*innen landet. Auch an diesem Freitagmorgen kann sich das geerntete Gemüse sehen lassen. Nach dem Vorbereiten wird es per Lastenfahrrad in die unweit gelegene Stadt Luzern gebracht und dort zur Abholung für die Abonnent*innen deponiert. Rund 52 sind es zurzeit, viele davon sind schon seit Jahren dabei. Und sie werden es hoffentlich noch viele Jahre bleiben.