Zahra, Flüchtling aus Afghanistan in der Schweiz: Entschlossenheit ohne Ende

Heute ist Zahra eine aktive, dynamische und engagierte junge Frau, doch ihr Schicksal hätte auch ganz anders verlaufen können. Sie wurde 2001 in Afghanistan geboren und war Ende der 2000er Jahre aufgrund des Krieges gezwungen, ihr Land zu verlassen. Zusammen mit ihrer Familie fand sie Zuflucht im Iran, wo sie sich einige Jahre lang versteckten, bevor sie beschlossen, ihre Reise nach Europa fortzusetzen, koste es, was es wolle. Die wissbegierige Zahra will lernen, sie will lesen, sie will schreiben, sie will erzählen. Doch im Iran hat sie genauso wenig Zugang zu Bildung wie in Afghanistan. Keine Ausweispapiere - keine Schule. Ihr Onkel bringt ihr das Lesen und Schreiben auf Persisch bei und sie liest alles, was man ihr in die Hand drückt.

Als sie 13 Jahre alt ist, beginnt ihre Reise nach Europa, die etwa zwei Monate dauert. Zahras Familie verkauft alles, was sie besitzt, und kann glücklicherweise auf die finanzielle Unterstützung ihrer Grossfamilie zählen. So Weise durchquert Zahra die Türkei, Griechenland, Albanien usw., bis sie schliesslich in der Schweiz in Basel ankommt und mit ihrer Familie ins Tessin gebracht wird.

An die Einzelheiten der Reise kann sie sich nicht mehr so gut erinnern. Mit ihrem Therapeuten arbeitet sie daran, sich an das zu erinnern, was sie am liebsten vergessen möchte: das Leid, den Tod, die Ungerechtigkeit, die ständige Unsicherheit. Wenn sie heute noch an die Migration denkt, kommt ihr nur die Angst in den Sinn.

Im Tessin angekommen, muss Zahra zuerst die Sprache lernen und gleichzeitig die Verantwortung für ihre Familie übernehmen. Die Hürden werden immer höher, mit Schwierigkeiten in der Schule und Momenten der Einsamkeit, aber Zahra bleibt hartnäckig. Dank der Beratung von SOS Ticino und ihrem Umfeld lernt sie die Schweizer Gesellschaft kennen und gewöhnt sich langsam daran.

Doch ihr Weg in der Schweiz ist steinig, die Krankheit ihrer Mutter und ihre eigenen gesundheitlichen Probleme machen ihr zu schaffen. Sie gibt zu, sich ständig unsicher zu fühlen: "Ich fühle mich immer noch ein bisschen identitätslos, ich werde nirgendwo auf der Welt akzeptiert".

Mit ihren 22 Jahren ist Zahra heute eine junge Frau, die in der Schweiz aufblüht: Ihre hervorragenden schulischen Leistungen ermöglichten ihr eine Ausbildung im IT-Bereich, in dem sie heute arbeitet. In ihrer Freizeit betreut sie sich ehrenamtlich um Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (OpenSunday). Sie erwägt, noch einmal eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin für Kinder mit Behinderungen zu beginnen.

Ihre Gedichte, die sie in sozialen Netzwerken veröffentlicht, spiegeln ihre Sensibilität, ihren Schmerz, aber auch ihre Hoffnungen und Kämpfe wider. Obwohl sie immer noch darum kämpft, ihren Platz und ihre Identität zu finden, weiss Zahra, dass sie die innere Stärke besitzt, die sie braucht, um alle Schwierigkeiten zu überwinden.