Du hast in deiner beruflichen Laufbahn selbst an der Prima-Massnahme teilgenommen. Welche Ratschläge hast du damals bekommen? Sind es dieselben, die du heute an die Teilnehmenden weitergibst?

Ich habe im Dezember 2013 an der Prima-Massnahme teilgenommen. Die Ratschläge, die ich erhalten hatte und die wir immer noch weitergeben, waren vor allem, Netzwerke aufzubauen. Darauf wurde wirklich viel Wert gelegt. Und dann stand der bzw. die Teilnehmer*in im Zentrum. Was mich am meisten beeindruckt hat, war, dass wir für die Coaches im Vordergrund standen, und das wollten wir unbedingt beibehalten. Die Gruppendynamik war sehr stark, als ich an Prima teilgenommen habe, wir hatten fast zehn Jahre lang Kontakt mit den Leuten aus meinem Kurs.

Das Hauptziel ist die Integration in den Arbeitsmarkt. Was sind die Vorteile von Prima?

Wenn man während der Arbeitslosigkeit allein zu Hause ist und Absagen bekommt, kann man schnell das Vertrauen verlieren. Die Stärke von Prima liegt vor allem in der Präsenzdimension. Das heisst, wir stellen den Teilnehmenden Arbeitsplätze zur Verfügung, an denen sie sich einrichten können, als ob sie arbeiten würden. Wir bieten ihnen also die Möglichkeit, das Haus zu verlassen. Wichtig ist auch, dass sie unter Gleichgesinnten sind, denn das sind alles Führungskräfte, Hochqualifizierte, Spezialist*innen. Alle sprechen dieselbe “Sprache”. Eine weitere Stärke von Prima ist die Vielfalt, denn es gibt kein Alterskriterium. Es kann Leute geben, die gerade ihren Master gemacht haben, genauso wie Leute, die kurz vor der Pensionierung stehen. Und es findet eine echte gegenseitige Unterstützung statt.

Gibt es ein typisches Profil eines Prima-Teilnehmers oder einer Prima-Teilnehmerin?

Prima richtet sich an Führungskräfte, Fachleute und qualifizierte Personen. Aber es gibt keine Kriterien wie Alter, Beruf oder Hierarchie. Wir sehen hauptsächlich Männer zwischen 45 und 55 Jahren. Was die Branchen betrifft, so variiert das je nach Arbeitsmarkt. Im Moment kommen viele Banker und Marketingfachleute.

Neben den Personen, die von der Arbeitslosenversicherung zugewiesen werden, haben wir auch IV-Personen, die sich in einer progressiven Phase der Wiedereingliederung in das gesellschaftliche Leben befinden. Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit dieser Personen, die von speziellen Werkstätten profitieren, wieder aufzubauen.

Hast du eine Veränderung der Probleme der Teilnehmenden festgestellt, seit du bei Prima bist?

Ich stelle fest, dass die Probleme immer komplexer werden. Die Menschen, die zu Prima kommen, sind nicht “nur” arbeitslos, sondern haben auch gesundheitliche oder familiäre Probleme oder sie müssen sich um alte Eltern oder Kinder mit besonderen Bedürfnissen kümmern. Ich habe auch den Eindruck, dass die Unternehmen bei der Einstellung von Personal zurückhaltender sind. Sie suchen lieber nach internen Lösungen, als neue Mitarbeiter*innen einzustellen, oder sie führen Rekrutierungsverfahren durch, die sich über Monate hinziehen können, um ein Scheitern der Einstellung zu vermeiden.

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