Die 48-jährige Julie stammt aus Basel und lebt heute im Wallis. Sie bezieht Sozialhilfe und nimmt seit fast vier Jahren an der Massnahme ISA (Aktive Soziale Integration) von OSEO Valais teil.

 

Können Sie uns etwas über Ihren Werdegang erzählen?

Nach der obligatorischen Schulzeit habe ich eine Lehre als Keramikmalerin abgeschlossen. Um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, habe ich dann viele kleine Jobs in der Gastronomie gemacht. Und seit meinem 17. Lebensjahr habe ich immer Musik gemacht. Mit meinen Bands haben wir Platten veröffentlicht und sind auf Tournee gegangen. Ich habe 20 Jahre lang Musik gemacht, musste aber damit aufhören, als ich ins Wallis gezogen bin.

2003 hatte ich genug von Basel und ging für drei Jahre in einen Zirkus. Ich hatte mit Kindern, Jugendlichen und Behinderten zu tun. Wir sind viel gereist.

2010 wurde ich schwanger, und von da an hat sich mein Leben sehr verändert. Ich landete beim Sozialamt, weil ich zu unregelmässig arbeitete. Bei der IPT-Stiftung und der COREM (Regionale Koordinationsstelle für Beschäftigung) konnte ich Ausbildungen und Angebote in Anspruch nehmen. Durch COREM bin ich auf die ISA-Massnahme gestossen.

ISA ist eine Massnahme mit künstlerischem Schwerpunkt. Hatten Sie schon vor der Teilnahme an diesem Angebot eine Verbindung zur Kunst-Welt?

Seit meiner Kindheit habe ich immer gezeichnet oder gemalt. Meine Nebenjobs hatten immer etwas mit Kreativität zu tun: Musik, Animation, Zirkus. Aber ich habe sehr wenig verdient. Hier bei ISA habe ich Zugang zu vielen Materialien. Oft kaufe ich mir selbst, was ich brauche. Im Moment interessiere ich mich sehr für Häkeln. Ich mache damit etwas sehr Künstlerisches, Bilder.

Wie hat sich ISA auf Ihr Leben ausgewirkt?

Ich konnte lange Zeit kreativ nichts mehr machen. Ich hatte eine Art Blockade. Vor fast vier Jahren habe ich angefangen, ISA zu besuchen, und dank dieser Massnahme habe ich wieder Spass daran gefunden, kreativ zu sein. Hier kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen. Jeder arbeitet allein an seinem Projekt, aber wir machen auch gemeinsame Sachen, zum Beispiel organisieren wir Ausstellungen (in Montreux während des Interviews). Dank ISA habe ich einen regelmässigen Rhythmus gefunden. Ich komme drei Tage die Woche.

Diesen Sommer hat das OSEO Valais in Zusammenarbeit mit dem Genfer Verein Pacifique einen einwöchigen Kunstaufenthalt auf einem Segelschiff in Portugal organisiert. Sie konnten daran teilnehmen. Können Sie uns von Ihren Erfahrungen erzählen? Gab es besonders eindrückliche Momente?

Wir waren im Mai für sieben Tage auf einem Segelboot an der portugiesischen Küste. Das war wirklich ein grosses Geschenk von OSEO Valais. Wir waren insgesamt 11 Personen, davon 8 von ISA.

Die Idee war, eine einmalige Erfahrung zu machen, aus dem Alltag auszubrechen und seine Kreativität zu entwickeln. Einige haben direkt während des Aufenthaltes etwas geschaffen, ich habe vor allem die Reise genossen und arbeite jetzt mit all den Erinnerungen zum Thema Meer, Reisen. Ich habe ein grosses Stück meines Herzens dort gelassen.

Es war toll mit diesem Team, wir waren wirklich gut zusammen. Wie eine grosse Familie. Ein unvergessliches Essen hatten wir in Setùbal in einem Fischerrestaurant. Wir haben wie Könige gegessen! Und dann gemeinsam den Sonnenuntergang und -aufgang zu beobachten… das sind viele kleine Abenteuer, die mir in Erinnerung bleiben werden.

 

Weitere Informationen zur ISA-Massnahme finden Sie hier.

“Ich habe ein grosses Stück meines Herzens dort gelassen.”

Julie Empfängerin der ISA-Massnahme und Teilnehmerin an der Künstlerresidenz