Du bist seit diesem Jahr Präsidentin von OSEO Fribourg, aber dein Engagement für den Verein geht viel weiter zurück. Was waren die grössten Herausforderungen, die du als Mitglied erlebt hast?
Ich würde sagen, dass die Herausforderung im Bereich der beruflichen Integration darin besteht, immer flexibel und offen für Veränderungen zu bleiben, innovativ zu sein und sich nicht auf das Bestehende zu beschränken, denn nichts ist selbstverständlich. Diese Herausforderung und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren in diesem Bereich waren stets Teil der Überlegungen im Vorstand des OSEO. Eine konkretere Herausforderung war die Einführung und vor allem die Kontinuität der Massnahme für Jugendliche – “VIP (Vers une Insertion Professionnelle)“. In diesem Bereich war es notwendig, flexibel mit den verschiedenen Partnern, aber auch mit der schwierigen Situation jedes*r einzelnen Jugendlichen umzugehen.
Was sind die Erfolge von OSEO Fribourg?
Die Sprachkurse in den Parks sind jedes Jahr ein grosser Erfolg und verleihen dem Verein eine gewisse Sichtbarkeit. Ein weiterer Erfolg ist die Massnahme “Gestalte deine Zukunft“, die zu einer Zusammenarbeit mit Unternehmen geführt hat, was den Personen einen relativ raschen Einstieg in die Arbeitswelt ermöglicht. Und schliesslich, ich habe es schon erwähnt, die Massnahme VIP, die sich weiterentwickelt. All diese Erfolge sind dem super Team und dem Direktor von OSEO Fribourg zu verdanken.
In Villars-sur-Glâne, wo du Gemeinderätin bist, wurden die «Fri-Boxen», Spenden- und Tauschboxen von OSEO Fribourg, aufgestellt. Wie wurden diese Solidaritätsboxen vom Gemeinderat und von der Bevölkerung aufgenommen?
Die Fri-Boxen wurden sowohl vom Gemeinderat als auch von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen. Die Solidaritätsboxen haben sich schnell etabliert und bieten eine einfache und effiziente Möglichkeit, Ressourcen zu teilen und Bedürftige zu unterstützen. Die Rückmeldungen sind sehr ermutigend und ich kann dies jedes Mal feststellen, wenn ich in der Gemeindeverwaltung vorbeischaue: Die Fri-Box weckt das Interesse der Menschen, die hier vorbeikommen.
In welche Richtung soll sich OSEO Fribourg entwickeln, wo siehst du Chancen für den Verein?
OSEO Fribourg muss weiterhin innovativ sein und sich an die sich wandelnden Bedürfnisse der Gesellschaft anpassen. Ich sehe Chancen im Bereich der künstlichen Intelligenz, wo es notwendig sein wird, neue Programme zu entwickeln, die sich auf digitale Kompetenzen und die Berufe von morgen konzentrieren. Es ist auch wichtig, unsere Partnerschaften mit lokalen Unternehmen zu stärken, wie wir es bereits mit “Gestalte deine Zukunft” getan haben, und Initiativen im Bereich der sozialen Verantwortung und der nachhaltigen Entwicklung zu fördern (z.B. durch die Einführung eines Einkommens für den ökologischen Übergang).
Du hast viele andere Engagements in Vereinen, was motiviert dich, dich ehrenamtlich zu engagieren?
Ich glaube, die treibende Kraft hinter meinem Engagement ist das Menschliche und vor allem der Kontakt mit Menschen. Ehrenamtliches Engagement ermöglicht es mir auch, einen direkten Beitrag für Anliegen zu leisten, die mir am Herzen liegen. Es ist schön zu sehen, welche positiven Auswirkungen unser Handeln auf das Leben der Menschen hat.
Das Reisen ist eine deiner grossen Leidenschaften. Kannst du uns eine Reiseanekdote erzählen, die dich positiv beeindruckt hat?
Da gibt es viele und sehr oft geht es um Begegnungen. Ich bin immer wieder berührt von der Herzlichkeit, mit der die Menschen mich empfangen und mit denen ich mich austauschen kann, aber auch von den Sorgen, die wir teilen können. Es ist inspirierend zu sehen, wie die Menschen mit ähnlichen Situationen umgehen, wie wir sie in der Schweiz erleben.
Letzten Frühling war ich in Mexiko und traf ein Rentnerehepaar, mit dem ich mich unterhielt, während wir auf die Reparatur unseres Busses warteten… Sie erzählten mir ein wenig über Politik, dass ihre linksgerichtete Regierung im letzten Jahr Massnahmen ergriffen hatte, um die Situation der Bürger*innen zu verbessern, unter anderem durch die Einführung eines “Rentenzuschlags”, da die Rente nicht hoch ist. Als ich sie über die Situation der Rentner*innen in ihrem Land sprechen hörte, erinnerte mich das sehr an die Diskussionen rund um die Abstimmung zur 13. AHV-Rente, die wir gerade angenommen hatten.